"Teilhabe in benachteiligten Lebenslagen" - Strategieworkshop mit Leitungskräften aus Westfalen-Lippe
Situation von werdenden Eltern und Familien mit Kindern in benachteiligten Lebenslagen im Blick
Rund 40 Leitungskräfte westfälisch-lippischer Jugendämter und Dezernate sind am 3. und 4. Juli zu einem Strategieworkshop in Münster zusammengekommen.
Ziel der Veranstaltung war es, die Situation von werdenden Eltern und Familien mit Kindern in benachteiligten Lebenslagen in den Blickpunkt von Politik und Verwaltung zu stellen sowie Handlungsoptionen und konkrete strategische Ansatzpunkte der Kinder- und Jugendhilfe zur Begleitung und Unterstützung dieser Zielgruppe zu erarbeiten.
Ausgangspunkt war die gemeinsame Feststellung: Die Lebensrealitäten junger Familien in belasteten sozialen Lagen finden noch immer zu wenig Gehör in kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen.
Genau hier setzt das Förderprojekt Teilhabe in benachteiligten Lebenslagen des LWL-Landesjugendamts Westfalen an. Es unterstützt Jugendämter dabei, die Perspektiven und Bedarfe werdender Eltern sowie von Familien mit Kindern im Alter von null bis zehn Jahren sichtbarer zu machen – und ihre Anliegen stärker im Fokus kommunaler Steuerung zu verankern.
Der Anspruch, Adressat:innen nicht nur „mitzudenken“, sondern ihnen eine echte Stimme zu geben und ihnen Mitbestimmung zu ermöglichen, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das von der Auridis-Stiftung geförderte Projekt. Beteiligung darf nicht zur symbolischen Geste verkommen – sie muss Ausgangspunkt und Grundvoraussetzung jeder ernst gemeinten Teilhabe sein.
Dass dies in der Praxis mitunter sperrig ist, wurde im Workshop nicht ausgeklammert, sondern bewusst aufgegriffen. Prof. Dr. Karin Böllert (Universität Münster) und Prof. Dr. Markus Nikola Sauerwein (TU Dortmund) lieferten fundierte Impulse zu den fachlichen Erfordernissen und strukturellen Barrieren gelingender Beteiligung. Ergänzt wurde die Perspektive durch die Expertise der LWL-Fachberaterinnen Dr. Monika Weber und Dr. Silke Karsunky, die vor dem Hintergrund der aus dem SGB VIII abgeleiteten Ziele und Aufträge der Kinder- und Jugendhilfe im Bereich Förderung von Teilhabe und Partizipation die kommunale Praxis in den Blick nahmen.
In zwei intensiven Workshop-Phasen arbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen an der Frage, wie eine integrierte kommunale Gesamtstrategie zur Förderung von Teilhabe konkret ausgestaltet werden könnte. Die anstehenden Kommunalwahlen im Herbst 2025 bildeten dabei einen passenden Anlass, um sich der Frage zu widmen, wie politische Aufmerksamkeit für die Anliegen von Familien systematisch erzeugt werden kann – jenseits wohlmeinender Einzelinitiativen.
Der Workshop machte deutlich: Teilhabe braucht Struktur, Haltung und strategische Klarheit. Und sie beginnt damit, statt über Familien zu sprechen, mit ihnen zu sprechen und ihnen zuzuhören – konsequent, ehrlich und auf Augenhöhe.